Schon alleine die Reise dorthin war ein Abenteuer und ich hätte um ehrlich zu sein nie gedacht, dass ich tatsächlich in Sambia ankommen würde. Durch die ganzen Umstände die es zu dieser Zeit gab, gestaltete sich das ganze etwas schwierig.
Von meiner Organisation her, muss ich an mehreren
Seminaren teilnehmen. So auch an einem Zwischenseminar und das fand mit anderen
Freiwilligen in Sambia statt.
Insgesamt waren wir 9 Freiwillige. Zusammen haben wir uns Urlaub genommen und
nach dem Seminar noch ein paar Tage gemeinsam dort verbracht.
Und das ganze sah dann so aus:
Am Dienstag Morgen, um 5 Uhr marschierten wir zu Fuß los, um zum Boot zu kommen. Mit meinem Backpack auf dem Rücken und noch einem Rucksack bei mir, ging es zusammen mit Julia und einem Mitarbeiter durch hohes Gras und Schlamm, vorbei an Hütten, wo die Menschen grade erst aufstanden und uns völlig verwirrt ansahen. Hatten wahrscheinlich noch nie Weiße diese Wege gehen sehen.
Auf dem Boot |
Wieder mussten wir durchs kniehohe Wasser und ich hatte echt sorge, dass mein Backpack nass wird, immerhin müsste es heute noch in ein Flugzeug. Aber alles ging gut. Das Boot wurde zwar so heftig überladen mit Menschen, das es zu untergehen drohte, aber bisschen mehr als eine Stunde später kamen wir doch heile am Ufer an.
Auf der zweiten Chapa |
Ich in Buschklamotten, ja so siehts aus |
Mein Aufregungsgrad stieg ins unermessliche. Das letzte mal das ich alleine geflogen war, war auf dem Flug nach Mosambik, und das war mittlerweile ein halbes Jahr her.
Aber es klappte alles beim einchecken und wenig später saß ich umgeben von Asiaten in dem kleinen Warteraum. Nachdem ich etwas zur ruhe gekommen war, ging ich auf die Toilette, um mich von meinen Buschklamotten zu befreien. Endlich konnte ich anstelle des Wickelrocks und Sandalen, eine Jogginghose und Turnschuhe anziehen. Und selbstverständlich zog ich voller Freude mein Kopftuch aus. Die Gesichtsausdrücke von den Leuten in der Wartehalle waren herrlich erstaunt als sie mich sahen:)
Anders als ich aufgrund der vielen Asiaten erwartet hatte, waren in meinem Flugzeug wenn es hoch kam vielleicht nur 12 Leute drin. Ich musste echt lachen als der Flieger so leer startete.
Ich habe es geliebt zu Fliegen... endlich konnte ich Freiheit fühlen. Und das essen erst... ich kam mir schon unmenschlich vor bei der Geschwindigkeit, in der ich alles aufgegessen hatte. Aber nach dem Essen in der letzten Zeit war das hier ein Festmal. Und es gab Kaffee!!
Paar Stunden später landeten wir beim Flughafen in Johannesburg
(Südafrika). Ich muss echt sagen, vorm Umsteigen hatte ich mega
Respekt! Ich kam mir auch ziemlich komisch vor. Es war schon dunkel
draußen und im Transfer-bereich war außer mir weit und breit kein Mensch.
Und das auf einem so riesigen Flughafen. Aber später in der Wartehalle kamen
wieder ein paar Menschen. Tausendmal checkte ich meine Reisedaten und die
Anzeigetafeln, und lugte auf die Boardingcards von den Menschen die neben
mir beim Gate saßen, um sicher zu gehen, das ich richtig war. Aber ich
genoss es trotzdem in völliger ruhe für mich zu sein, mit Lieblingsmusik im Ohr
und freudiger Erwartung auf Sambia und die Begegnung mit den anderen
Freiwilligen.
Alles klappte perfekt und ich saß später im Flugzeug neben einem
älteren Mann, der zwar kein Wort sprach, aber mich nett anlächelte. Damit war
ich völlig zufrieden.
Kurz vor 21 Uhr landeten wir dann in
Lusaka (Hauptstadt von Sambia). Mit dem Visum klappte auch alles wunderbar und
wenig später stand ich draußen beim Ausgang vor dem mittlerweile verlassenen
Flughafen, umgeben von Taxifahrern die mich mitnehmen wollten. Joa… eigentlich
hätte mich hier jemand abholen sollen. Ich kam mir sehr hilflos vor. Aber
irgendwann kam dann doch ein Mann mit meinem Namen auf einem Zettel an und ich
war schrecklich erleichtert.
Auf der Fahrt zu der Unterkunft
erlebte ich erstmal den größten Kulturschock überhaupt. Ich konnte mit dem
afrikanischen Mann neben mir ganz normal reden und ihm dabei wenn ich wollte
sogar in die Augen schauen. Am Anfang traute ich mich garnicht richtig und gab
sehr knappe Antworten. Aber dann konnte ich garnicht mehr aufhören zu reden…
wie ich es vermisst habe!
Als wir bei der Unterkunft ankamen,
nahm mich zunächst die Anleiterin von den beiden Freiwilligen in Sambia in
Empfang. Sie zeigte mir mein Zimmer und sah noch nach ob alles beim rechten
sei. Dabei entdeckte sie drei Wasserflaschen auf dem Tisch. Und ich staunte als sie nach dem Verfallsdatum
schaute. Ja und dann nahm sie die Flaschen tatsächlich mit… Ist das zu
glauben?? Ich verstand die Welt nicht mehr, war völlig verwirrt. Hier in
Mosambik trinke ich sehr oft Wasser das nicht mal durchsichtig ist und wo meistens
noch was drin rumschwimmt. Ja und jetzt warf die Frau doch tatsächlich
wunderbares Wasser weg, nur weil das Datum nicht stimmte… Bis heute erinnere
ich mich daran, wenn ich hier mal wieder schlechtes Wasser trinke, und kann es
noch immer nicht fassen. Ich begleitete sie zu ihrem Haus und bekam schweren
Herzens neues Wasser. Sie brachte mich noch zurück zu meinem Zimmer und da traf
ich endlich auf die beiden anderen Freiwilligen. Jungs wenn ihr das hier liest,
für mich war es als würde die Sonne mitten in der Nacht aufgehen, so sehr habe
ich mich gefreut euch zu sehen! Aber ich glaube das wisst ihr schon, so
hyperaktiv wie ich in diesem Moment war :D Mit anderen Worten, ich hätte
glücklicher und zufriedener nicht sein können! Auf dem Weg war alles perfekt
gelaufen und ich war nun endlich, nach 6 Monaten, zusammen mit Menschen in
meinem Alter, und sie waren auch noch deutsche. Ich konnte mit ihnen reden und
lachen und Spaß haben und mich wohl fühlen. Glaubt mir, das ist die größte
Sache die ich hier in Mosambik tatsächlich bis heute noch täglich unendlich
vermisse.
Am nächsten Tag gegen Mittag kamen
dann die anderen Freiwilligen noch dazu. Von da an verbrachten wir die nächsten
paar Tage mit Seminar Zeug. Aber ich habe trotzdem jede einzelne Sekunde
genossen. An einem Tag fuhren wir zu einem Einkaufszentrum. Ich war ziemlich umgehauen von dieser unfassbaren Vielzahl an einfach allem! Das war
überhaupt kein Vergleich zu den kleinen überschaubaren Lädchen in Mosambik. Ich
war so überfordert das ich es grade mal schafte mir eine kleine Packung Kekse
zu kaufen und Tränen zurück zu halten.
Dann fuhren wir an einem Tag alle zusammen
mit einem Reisebus ca. 8Stunden runter nach Livingstone.
Am Tag darauf ging es dann zu den
Victoria Falls. Es war wunderschön! Ich verbrachte den halben Tag mit Staunen
und genießen. Ich schätze mal die Fotos sprechen für sich:Baboon mit meinem Apfel, den ich sehr gerne habe essen wollen |
Der Rest des Tages gab es zum Glück keine Angriffe mehr. Es war ein wunderschöner Auflug. Ich genoss die Natur und die Gemeinschaft mit den anderen unglaublich!
Die nächsten Tage waren ziemlich ruhig. Wir gingen täglich in ein Einkaufsladen um essen zu kaufen und einpaar mal in Fastfoodrestaurants, was ich unglaublich feierte, da es sowas hier in Mosambik nicht gibt. Aber ich brauchte auch keine große Aktion mehr. Mir reichte es mit den anderen Freiwilligen zu sein, mit ihnen manchmal bis spät in die Nacht zu reden und mich rundum glücklich und wohl zu fühlen.
Am Tag meiner Abreise startete ich um 5 Uhr morgens mit dem Fahrer der mich schon zum Flughafen brachte. Er warf mich am Flughafen raus und fuhr direkt weiter. Da war ich nun. Wieder ganz alleine und nur auf mich gestellt. Ich muss sagen, ich bekam wirklich leichte Panik. Auf diesem Flughafen fand ich mich einfach mal garnicht zurecht. Er war zwar nicht der größte, aber ich fand alles schrecklich schlecht ausgeschildert. Immer wieder musste ich irgendwelche Angestellte fragen ob ich richtig war. Aber es klappte alles.
Am Flughafen in Johannesburg bekam ich dann ein riesiges Nein-Gefühl beim Gedanken wieder nach Mosambik zurück zu kehren. Auch die 12 Leute die mit mir im Gate saßen (alle wesentlich älter als ich) und später mit im Flugzeug waren, schauten mich verwundert an. Als würden sie denken: "Was um alles in der Welt will sie alleine in Mosambik?" Ja, ich weiß es manchmal selber nicht :)
Mosambik von oben |
Im Flugzeug schlüpfte ich wieder in meine Buschkleidung, genoss noch die letzten Stunden in Ruhe und konnte dann nach meiner Landung in Mosambik direkt wieder in die Arbeit starten. Alles wie davor, als wär ich garnicht weg gewesen...