Ich war grade dabei mit einer Art großem Schraubschlüssel das Ersatzrad runter zu kurbeln, als am Horizont der Scheinwerfer eines Autos aufleuchtete. Da brach die Panik völlig aus…“ (Zitat aus meinem Blog, 5. Tag)
Aus dem normalen Alltag, rein in das Abenteuer Afrika! Spannende Erlebnisse, leben hautnah in einer neuen Kultur, lange ereignisreiche Fahrten durch den Busch (Wildnisgebiet) und atemberaubende Natur... Hier erlebt man immer etwas neues und einiges davon, will ich mit dir teilen. Willkommen in meiner neuen Welt!
15. August 2018
Mein letzter Eintrag
Ich war grade dabei mit einer Art großem Schraubschlüssel das Ersatzrad runter zu kurbeln, als am Horizont der Scheinwerfer eines Autos aufleuchtete. Da brach die Panik völlig aus…“ (Zitat aus meinem Blog, 5. Tag)
11. März 2018
Sambia- Victoria Falls und Baboons
Auf dem Boot |
Wieder mussten wir durchs kniehohe Wasser und ich hatte echt sorge, dass mein Backpack nass wird, immerhin müsste es heute noch in ein Flugzeug. Aber alles ging gut. Das Boot wurde zwar so heftig überladen mit Menschen, das es zu untergehen drohte, aber bisschen mehr als eine Stunde später kamen wir doch heile am Ufer an.
Auf der zweiten Chapa |
Ich in Buschklamotten, ja so siehts aus |
Mein Aufregungsgrad stieg ins unermessliche. Das letzte mal das ich alleine geflogen war, war auf dem Flug nach Mosambik, und das war mittlerweile ein halbes Jahr her.
Baboon mit meinem Apfel, den ich sehr gerne habe essen wollen |
Der Rest des Tages gab es zum Glück keine Angriffe mehr. Es war ein wunderschöner Auflug. Ich genoss die Natur und die Gemeinschaft mit den anderen unglaublich!
Die nächsten Tage waren ziemlich ruhig. Wir gingen täglich in ein Einkaufsladen um essen zu kaufen und einpaar mal in Fastfoodrestaurants, was ich unglaublich feierte, da es sowas hier in Mosambik nicht gibt. Aber ich brauchte auch keine große Aktion mehr. Mir reichte es mit den anderen Freiwilligen zu sein, mit ihnen manchmal bis spät in die Nacht zu reden und mich rundum glücklich und wohl zu fühlen.
Am Tag meiner Abreise startete ich um 5 Uhr morgens mit dem Fahrer der mich schon zum Flughafen brachte. Er warf mich am Flughafen raus und fuhr direkt weiter. Da war ich nun. Wieder ganz alleine und nur auf mich gestellt. Ich muss sagen, ich bekam wirklich leichte Panik. Auf diesem Flughafen fand ich mich einfach mal garnicht zurecht. Er war zwar nicht der größte, aber ich fand alles schrecklich schlecht ausgeschildert. Immer wieder musste ich irgendwelche Angestellte fragen ob ich richtig war. Aber es klappte alles.
Am Flughafen in Johannesburg bekam ich dann ein riesiges Nein-Gefühl beim Gedanken wieder nach Mosambik zurück zu kehren. Auch die 12 Leute die mit mir im Gate saßen (alle wesentlich älter als ich) und später mit im Flugzeug waren, schauten mich verwundert an. Als würden sie denken: "Was um alles in der Welt will sie alleine in Mosambik?" Ja, ich weiß es manchmal selber nicht :)
Mosambik von oben |
Im Flugzeug schlüpfte ich wieder in meine Buschkleidung, genoss noch die letzten Stunden in Ruhe und konnte dann nach meiner Landung in Mosambik direkt wieder in die Arbeit starten. Alles wie davor, als wär ich garnicht weg gewesen...
9. März 2018
Stellenwechsel- Bootsfahrt und überflutetes Zimmer
12. Januar 2018
Heftige Beerdigung
Schon paar Tage nachdem ich hier in Mosambik angekommen bin, habe ich Julia zu einem Hausbesuch begleitet. Es ging zu einer Nachbarin von uns, die schon sehr alt war (kommt hier nicht sehr oft vor). Wie alt genau sie war, kann ich dir nicht sagen, da die Leute es meistens selber nicht wissen. Vor allem die älteren Leute hier, wurden ja eindeutig nicht in einem Krankenhaus geboren und so wurde ihr Geburtsdatum nie notiert. Wenn man sie nach ihrem Alter fragt, kommt dann sowas wie: 1974, während der Regenzeit. Und selbst ob das stimmt, ist meistens fraglich.
Aber zurück zu der alten Frau. Ich weiß nicht mehr genau was ihr gesundheitlich fehlte, aber ich denke es war irgendwas mit dem Herz. Auf jeden Fall konnte sie ihr Bett nicht mehr verlassen und bedurfte 100%iger pflege.
Es tat mir schon leid, sie da so liegen zu sehen. In dem Lehm Haus, auf einem harten und schon sehr zerstörtem Bett, in einem dunklen Zimmer. Aber ich muss gestehen, so sehr berührte mich das nicht. Sie war für die mosambikanischen Verhältnisse echt schon alt und wurde mega süß von einer jungen Frau gepflegt und durch die Schmerzmittel von uns, musste sie auch nicht mehr sehr leiden.
Julia ging noch sehr oft zu Hausbesuchen dort vorbei und nahm jedes mal benötigte Tabletten und so mit. Zwei mal begleitete ich sie noch, aber ich kam mir dabei immer so komisch vor. Ich konnte ja einfach nur da sitzen und versuchen die Frau nicht anzustarren. Also ließ ich es nach einer Weile.
Ein wenig mehr als einen Monat später bekamen wir die Nachricht, dass die Frau gestorben war. Natürlich wurden wir zu der Beerdigung eingeladen und wie es der Anstand verlangte, mussten ich da auch hin.
Ich hatte echt keine Ahnung was mich erwarten würde. Das letzte mal das ich auf einer Beerdigung war, war irgendwie 10 Jahre her und hier ist das auch noch eine ganz andere Kultur. Beim Frühstück am Tag der Beerdigung, redeten Julia und ich noch kurz darüber. Sie meinte das es meistens sehr unspektakulär ist und sogar gut möglich ist, dass ich nicht mal den Sarg sehen werde. Abgesehen davon ist das ja eine muslimische Beerdigung, und da müssen die Frauen sowieso hinten sitzen. Allerdings kam es schon vor, dass die Angehörigen von einem verlangten irgendwas zu tun, was mit ihrem animistischen Glauben zu tun haben könnte, und da musste man vorsichtig sein.
Bisschen später holten eine andere Nachbarin und Bibi (so nennt man alle älteren Frauen, diese kenne ich jedoch, weil sie bei uns arbeitet. Immer gut drauf, immer am singen, lacht mich ständig aus :) uns zu der Beerdigung ab. Bis zu der Hütte der Verstorbenen war es vielleicht ein Weg von 50 Metern. Direkt als die Hütte in sicht war, konnte man total viele muslimische Männer davor sitzen sehen. Mir wurde direkt etwas mulmig zumute. Wir gingen an ihnen vorbei, zum Hintereingang der Hütte, und dort saßen nochmal das doppelte an Frauen. Als 'weiße' gelten wir hier ja sowieso immer als Ehrengäste, deshalb wurden wir gleich in die Hütte mit rein genommen.
In der Hütte saßen überall trauernde Frauen. Es war grade mal genug Platz, um dem schmalen Flur zu folgen, der uns in einen größeren Raum führte. Da in dem Raum schon so viele Frauen auf dem Boden saßen, gab es zu meinem großen Bedauern nur noch direkt in der Mitte Platz. Dort saßen wir uns hin und warteten. Ich habe mich wirklich sehr unwohl gefühlt... Um mich herum leise wimmernde Frauen, und die Luft war von Räucherstäbchen Rauch erfüllt.
Ich hatte überhaupt kein Plan was jetzt passieren würde, also sah ich hilfesuchend zu Julia. Die unterhielt sich grade leise mit irgendeiner Frau, konnte mir also nicht weiterhelfen. Wir warteten noch eine weile, dann rückten alle näher zusammen, um in der Mitte Platz zu schaffen.
Dann ging alles ziemlich schnell. Die Frauen fingen an irgendetwas leise vor sich hin zu singen und vier Frauen trugen ein weißes Tuch rein, worin irgendetwas lag. Da ich immer noch sehr weit in der Mitte saß, legten die Frauen das Tuch quasi direkt vor mir ab und ich musste zu meinem Schrecken feststellen, dass da plötzlich der Leichnam der Verstorbenen vor mir lag. Ich war erstmal total verwirrt. Der 'Gesang' wurde immer lauter und auch von Draußen konnte man die unzähligen Leute vor der Hütte singen/beten hören. Das war so gruselig, ich dachte mir nur: Was geht denn jetzt los? Dann breiteten die vier Frau ein anderes Tuch über die Leiche aus, hielten es aber noch fest und schwangen es immer wieder hoch und runter. Eine andere Frau kam rein, mit einer Schale in der Hand. Dort war irgendetwas oranges drin, womit sie die Leiche und das Tuch dann besprenkelte. Danach wurde eine Schale mit Baumwolle reingebracht. Eine Frau fing an immer ein kleines Stück davon ab zu ziehen und zwischen die einzelnen Finger der Leiche zu stecken. Dann wurden Julia und ich aufgefordert, es ihr nach zu tun. Die Frauen neben mir drückten mich schon fast zu der Leiche runter, hielten mir Baumwolle hin und redeten auf mich ein. Mir wurde das alles langsam zu viel, ich fing an zu zitter und wurde total unruhig. Das kam mir sehr komisch vor und ich wollte auf keinen Fall etwas machen, was mit dem animismus zu tun hatte. Ich tat so als würde ich nicht verstehen, was sie von mir wollten. Das klappte ziemlich gut, sodass sie schon mit allen Fingern fertig waren, als ich einfach nicht weiter auf dumm tun konnte.
Danach fing eine Frau an, irgendetwas sehr laut und sehr schnell zu sagen. Es war irgendein Gebet an Allah. Nach jedem Satz kam ein lautes 'amin' von allen anderen Frauen. Während dessen wurde die Leiche eingewickelt und zu gebunden. Von den Frauen die direkt um uns saßen, wurden wir immer wieder aufgefordert mit zu beten. Sie stießen uns an, zeigten wie man die Hände halten soll und so weiter. Ich stellte mich blöd, weil das meistens am besten klappt. Julia hörte ich immer wieder sagen, sie würde nur zu Jesus beten. Da lag so eine Unruhe in der Luft und die Stimmen klangen so agressiv, ich bemerkte wie ich immer stärker zitterte.
Eine Frau die neben mir stand brach plötzlich in ihrer Trauer zusammen. Sie war eine enge Verwandte der Verstorbenen. Julia und ich kümmerten uns um sie, und trösteten sie so gut wir konnten. Erstens weil sich das einfach so gehört und zweitens um eine Entschuldigung zu haben, warum wir nicht mit beteten.
Als die Gebete fertig gesprochen waren und die Leiche fertig vorbereitet war, wurde sie durch eine Tür nach draußen zu den Männern getragen. Ab da übernahmen sie und brachten den Leichnam zum Friedhof. Wir blieben da und kümmerten uns noch einwenig um die Trauenden. Irgendwann wurden wir nach draußen geführt und sollten unsere Hände waschen. In dem Eimer war irgendwas drin. Auch davor wurde ich gewarnt, es könnte was animistisches sein. Also bestanden wir darauf normales Wasser zu bekommen, und wuschen unsere Hände dann damit.
Wir gingen nochmal kurz ins Haus, blieben aber nicht lange und 'schlichen' uns bei der ersten Gelegenheit nach Hause.
Da angekommen brauchte ich erstmal bisschen Luft, um das was ich eben erlebt hatte, zu verarbeiten. Was ist da bloß passiert?! Was von alle dem war jetzt muslimisch und was kam von dem animistischen Hintergrund? Die Frage wurde mir bis heute leider nicht beantwortet. Allerdings musste ich feststellen, dass ich mir diese Frage bis jetzt, drei monate später, noch in einigen anderen Situationen stellen musste...
7. Januar 2018
Cholera
Natürlich bricht da die Panik unter den Menschen aus. Dazu kommt noch die mangelnde Bildung, denn so haben sie keine Ahnung was Bakterien sind, und das die Cholera verursachen. Also was denken die wie funktioniert das Ganze? Durch den Buschfunk ging das Gerücht, Leute von der Regierung streuen ein Pulver vor die Türen der Dorfeinwohner und dadurch werden sie krank. Natürlich völliger Schwachsinn, aber für die Betroffenen irgendwie total logisch. Also waren die Menschen nicht nur wütend auf die Regierung, und jeden der was damit zu tun hat, sondern auch auf die jeweiligen Dorfleiter, da die selbstverständlich mit der Regierung unter einer Decke stecken und das alles zulassen. Leider kam es dadurch zu schlimmen Gewaltausbrüchen...