30. November 2017

Erster Kulturschock und erste (von vielen) Reifenpanne

Es war mein 3.Tag, als ich zum ersten mal, gemeinsam mit meiner Anleiterin (die ich im Verlauf meines Blogs Julia nennen werde, was nicht ihr echter Name ist) bei der ich auch wohne und mit der ich zusammenarbeite, unser Dorf verließ. Wir arbeiten hier mit natürlicher Medizin und waren gegen 8 Uhr aufgestanden, um unsern Garten zu besichtigen, der ca.1 Stunde Hoppelstraße entfernt liegt. Alles verlief nach Plan, erstmal...

Beim Garten angekommen, war es ziemlich unspektakulär. Die Sonne schien typisch heiß vom Himmel, weit und breit kein Schatten und wir liefen zusammen mit einem Arbeiter zwischen den Pflanzen lang, während sich Julia mit ihm auf Portugiesisch unterhielt (was heißt, ich habe kein Wort verstanden). Irgendwann, ich dachte schon ich fange an zu schmelzen in der Sonne, kam der Gärtner dazu und Julia stellte uns vor. 
Und dann traf es mich völlig unerwartet: Der Gärtner blickt verlegen zu Boden, greift in seine Tasche, holt eine Hand voll Erdnüsse raus und bot sie mir schon beinahe ehrfürchtig und total schüchtern mit einem langgezogenem: "Mama Lara..." an. Ich bin mir sicher, dass man die ??? in meinem Gesicht gesehen hat. Wieso nennt mich der um die 40 Jährige Mann hier Mama?! Ich also vollkommen verwirrt, wende mich fragend an Julia. Und da hat sie es mir erklärt: Das ist hier normal. Mama und Papa ist hier die respektvolle Bezeichnung für Frau und Mann. Mit anderen Worten, ich werde hier nie wie es in Deutschland der Fall wär Frau Halle genannt, sondern immer Mama Lara. Sehr befremdlich wenn man in einem Land aufgewachsen ist, wo es immer normaler wird, seine Eltern mit den Vornamen anzusprechen... 
Es war eine große Herausforderung, nicht total seltsam zu finden, dass mich wildfremde erwachsene Leute Mama nennen und zu ihnen selber Mama und Papa zu sagen. Aber ich kann dir versichern, spätestens nach zwei Monaten ist es das normalste der Welt.

Eine Stunde später war alles geklärt und wir waren wieder auf dem Weg nach Hause. Wir hoppelten (unmöglich auf den Wegen im Busch nicht zu hoppeln) also mit dem Auto unseren Weg, als der Plan plötzlich eine Wendung machte... Zwischen zwei kleinen Hügeln kam unser Auto ungewollt zum Stehen. Nach vielen Versuchen erneut anzufahren stiegen wir schließlich aus und erkannten sofort das Problem: Wir hatten nur noch drei Reifen am Auto! Der vierte war spurlos verschwunden. Ist das zu glauben?! Fassungslos starrten wir unser Auto an... wie ist das denn passiert?
Wir vermuten, dass sich irgendwie die Schrauben an dem Rad gelöst haben und es dadurch möglich wurde. Wie es allerdings kam, dass uns bei dieser Aktion nichts passiert ist, bleibt uns ein Rätsel...
Später fanden wir den Reifen etwa 100 m weiter weg. Da wir uns mitten im Busch befanden und es nun mal Mosambik ist, dauerte es ca. 8 Stunden, bis wir wieder nach Hause fahren konnten. Acht Stunden in der prallen Hitze und die hälfte der Zeit ohne Wasser, ein Erlebnis das sich unbedingt nie wieder wiederholen sollte. 

26. November 2017

Wie ich hier gelandet bin

Mosambik, ein wunderschönes Land an der Südküste Afrikas. Aber wieso wollte ich unbedingt hier hin? Ganz ehrlich, ich wollte nach Afrika und mir war ziemlich egal in welches Land. Um ganz genau zu sein, ich habe vorher nicht mal gewusst was Mosambik ist und ich denke das geht mehreren so :)
Ich komme aus einer ziemlich großen Familie und eine meiner älteren wundervollen Schwestern geht unglaublich gerne auf Reisen. Sie war auch schon in Afrika, in Uganda und Äthiopien, und jedes mal wenn sie wieder Zuhause war, hat sie noch wochenlang von ihren spannenden Erlebnissen erzählt. Irgendwann kam mir der Gedanke: "Wenn ich groß bin, will ich auch nach Afrika". Ich finde jetzt bin ich groß:) Also konnte mein persönliches Abenteuer starten...
Kurz vor dem Abschluss meines Fach-Abis war ich erstmal ziemlich planlos wie es weiter gehen sollte. Doch dann kam eins nach dem anderen und auf eine wirklich außergewöhnliche Weise bin ich schließlich bei einer Organisation gelandet, die Freiwillige ins Ausland aussendet. Da ich sehr spät dran war, war diese Stelle wo ich mich nun für ein Jahr befinde, die letzte freie in Afrika. Diese Chance habe ich sofort ergriffen.
Tausend ausgefüllte Formulare und Anträge, mehrer Seminare und viel zu viele Impfungen später, saß ich schließlich im Flugzeug auf dem langen Weg nach Mosambik.
Nun bin ich schon fast auf den Tag genau 3. Monate hier, habe schon so einige verrückte Geschichten erlebt und auch endlich mal die Zeit, alles nieder zu schreiben. 
Du wirst zwar nicht die Möglichkeit haben genau das zu fühlen, zu sehen, zu hören und zu riechen wie ich, aber ich hoffe ich schaffe es meine Storys so anschaulich wie möglich aufzuschreiben, sodass du, wenn du sie liest, in deinen Gedanken abtauchen kannst und dir vielleicht sogar vorstellen kannst wie es wär, wenn du dabei gewesen wärst. Versprechen kann ich dir da leider nichts, aber ein Versuch ist es wert...